AM ANFANG WAR DAS WORT

 

Dramatische Lesung des Johannes-Evangeliums


Schauspieler lesen Evangelium vor ausverkauftem Haus

„Am Anfang war das Wort“ – mit dieser Überschrift hatte die Propstei St. Cyriakus am 30. September zu einer dramatischen Lesung des Johannes-Evangeliums eingeladen. Und das „Wort“ an sich war es auch, das an diesem Abend im Ludgerushaus im Mittelpunkt stand. Denn in einer Übersetzung des Neutestamentlers Prof. Dr. Ludger Schenke wurde das komplette Evangelium vorgetragen – nicht nur einzelne Abschnitte wie es die meisten Gläubigen aus Gottesdienstbesuchen kennen.

 

Schenke vertritt die These, das Johannes-Evangelium habe durch seine vielen Monologe und Dialoge einen dramatischen Charakter. Bereits vor über 20 Jahren hatte er das in selbst inszenierten Lesungen und Vigilfeiern, in die der Vortrag eingebunden wurde, eindrucksvoll vor Augen gestellt. Durch das Hören des ganzen Evangeliumstextes - so bereits frühere Rückmeldungen von Zuhörer:innen – sei es möglich, einen neuen, ja einen anderen Zugang zum Leben und Wirken Jesu zu bekommen. Dieser Gedanke war offenbar auf reges Interesse gestoßen, denn mit rund 150 Besucher:innen war die Darbietung im Ludgerushaus ausverkauft.

 

Für die Lesung im Fuhlenbrock hatten die Initiatoren, Pastor Andreas Willenberg und Gemeindereferentin Britta Walkowiak, mit den Schauspieler:innen Monika Bujinski, Hella-Birgit Mascus, Jürgen Hartmann, Harald Schwaiger und Michael Kamp, zugleich künstlerischer Leiter, echte „Leseprofis“ gewinnen können. Mit ihren geschulten Stimmen und dem Wechsel der Rollen ließen sie den Text lebendig werden.

 

Gerne schienen die Zuhörer:innen den klangvollen Stimmen zu lauschen. Spätestens nach rund einer Stunde hatten sich die meisten Besucher:innen eingehört und verfolgten die Lesung in gespannter Stille mit. Das Interesse zu halten, gelang den fünf Sprecherinnen und Sprechern bis zum Ende der fast dreistündigen Lesung. Dafür sorgten zwar auch eine Pause und passend ausgewählte Musikstücke, die Kirchenmusikerin Bogyung Kim am Klavier vortrug. Doch nicht zuletzt war es vor allem die Geschichte Jesu, die zwar vermutlich jeder kannte, in der Form und Vollständigkeit aber kaum jemand zuvor gehört haben dürfte.

 

Denn wer lese sonst schon ganze Evangelien, fragte eine Besucherin im Anschuss und zeigte sich von der Darbietung begeistert. Überwiegend positiv waren auch weitere Zuhörer:innen, die zudem angetan von den Stimmen der Schauspieler, die Lesung als intensive und lohnende Erfahrung erlebt hatten. Eine positive Rückmeldung gab es auch von Prof. Schenke, der für die Lesung nach Bottrop gekommen und dafür sogar früher aus dem Urlaub zurückgekehrt war. Rund an die 15 Mal hat er die Lesung in der Vergangenheit miterlebt oder selbst gestaltet. Die Idee des Sprecherteams in Bottrop, Jesus nicht nur vom selben Schauspieler sprechen zu lassen, wurde auch von ihm mitunter aufgegriffen und stieß auch jetzt bei ihm auf großen Zuspruch. Vielleicht eine Möglichkeit für die Zuhörer:innen, sich der Figur Jesu auf diese Weise besser zu nähern.

 

Als Zugabe wünsche sie sich jetzt noch das Matthäus-Evangelium, scherzte eine Zuhörerin, die eigens aus der Nachbarstadt Gladbeck in den Fuhlenbrock gekommen war. Doch an diesem Abend waren die drei Stunden ganz dem Erleben des Johannes-Evangeliums gewidmet. Vielleicht beim nächsten Mal…

 

 

Die Lesung wurde unter anderem gefördert durch das Bistum Essen und das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken.



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Es liest sich fast wie ein Drama und hat doch viel mehr zu bieten: das Johannes-Evangelium. Es führt das Leben Jesu und seine Bedeutung eindrucksvoll vor Augen. Um die dramatische Qualität des Textes erfahrbar zu machen, lassen Schauspielerinnen und Schauspieler diese Eigenschaft in einer Lesung lebendig werden. Gelesen werden dabei nicht nur einzelne Teile, sondern der gesamte Text. 

Eine Herausforderung - jedoch eine, die sich lohnt, macht sie doch Zusammenhänge und Entwicklungen verständlich. Ganz anders als mit dem Lesen einzelner Abschnitte zeigt sich die Dynamik des Textes und ermöglicht den Hörenden eine neue Erfahrung und Sichtweise. Bereichert wird die etwa zweieinhalbstündige Lesezeit mit kurzen Musikstücken. 

Eine Pause von einer halben Stunde lässt das Gehörte nachwirken. Für diese dramatischen Lesung hat Prof. Dr. Ludger Schenke seine Übersetzung des Evangeliums zur Verfügung gestellt. Weil das Johannes-Evangelium vor allem aus Monologen und Dialogen besteht, hat er die besondere Nähe zum Drama herausgestellt.

 

Wann:                  Freitag, der 30. September 2022 um 18.30 Uhr

Wo:                      Ludgerushaus
                            Ludgeristr. 4, 46242 Bottrop-Fuhlenbrock

Karten:                 10 Euro (einschließlich Getränke und Snacks)

Verkaufsstelle:     ab dem 16. August

                             Pfarrbüro St. Cyriakus, Kirchplatz 2/3

                            Öffnungszeiten: Dienstags und Donnerstags 15 bis 17 Uhr

                                                      Mittwochs und Freitags 9 bis 12 Uhr

 


Interview mit Pastor Andreas Willenberg und Britta Walkowiak

Britta Walkowiak (r.) mit Bogyung Kim, die während der Lesung für die musikalische Gestaltung sorgt.
Britta Walkowiak (r.) mit Bogyung Kim, die während der Lesung für die musikalische Gestaltung sorgt.

Im Interview erklären die Initiatoren des Projekts, Pastor Andreas Willenberg und Gemeindereferentin Britta Walkowiak, wie die Idee zur Lesung "Am Anfang war das Wort" entstanden ist, wie sich das Projekt weiterentwickelt hat und was die Zuhörerinnen und Zuhörer im Ludgerushaus erwartet.

 

 

Wie ist es zu der Idee für dieses Projekt gekommen?

Andreas Willenberg: Ich hatte einen Erfahrungsbericht über eine Veranstaltung wie diese mit Prof. Schenke gelesen, auf den diese Idee zurückgeht und der auch den Text erstellt hat. Trotz massiver Länge war bei dieser Lesung die Wirkung des Textes spürbar. Es gab einen emotionalen Zugang, den es normalerweise nicht gibt, wenn man den Text in einzelnen Teilen liest. Das fand ich sehr interessant, und ich habe Kontakt zu Prof. Schenke aufgenommen, der uns daraufhin den Text zur Verfügung gestellt hat. Das war vor rund eineinhalb Jahren die Geburtsstunde dieser Idee.

 

 

Was ist das Besondere an der Übersetzung von Prof. Schenke?

Andreas Willenberg: Die Übersetzung versucht den dramatischen Charakter des Evangeliums zu unterstützen, indem der Text entsprechend dargeboten wird. Es gibt zwar auch erzählende Teile, aber sie stellt die Passagen mit Dialogen und Monologen heraus.

 

 

Warum entfaltet der Text eine andere Dynamik, wenn er im Ganzen gehört wird? Was ist das für eine Erfahrung?

Britta Walkowiak: Ich höre die komplette Geschichte Jesu und kann Zusammenhänge besser verstehen und einordnen, sie viel besser nachvollziehen. Es ist auch wichtig, dass wir mit mehreren Schauspielern arbeiten, sodass die Dialoge auch als Dialoge erlebt werden. Wenn Menschen miteinander reden und ich diesem Gespräch zuhöre, kann ich mich anders hineinfinden. Ich erlebe die ganze Wegstrecke mit und nicht nur eine Sequenz, nicht nur ein Schlaglicht auf eine Sache. Man kann besser verstehen, was Jesus den Menschen mitgeben möchte, was seine Vision ist.

Andreas Willenberg: Das ist die eine Seite, dass der ganze Text gelesen wird. Manche Stücke werden im Gottesdienst schließlich gar nicht gelesen. Das zweite ist natürlich auch die besondere Darreichungsform. Die Schauspieler bringen durch ihre Ausbildung noch mal etwas mit, was den Text lebendiger im Hören macht. Die ausgebildete Stimme eines Schauspielers und die Form, wie er das Sprechen anlegt, schafft einen anderen, einen emotionaleren Zugang, der nicht nur über den Kopf, sondern über das Erleben, das Mitfühlen, über die Zugewandtheit geschieht. Auch für den künstlerischen Leiter der Lesung, Michael Kamp, war es eine neue Erfahrung. Denn wer liest schon ganze Evangelien? Auch da ergibt sich eben etwas, wenn ich diesen Texten gegenübertrete. Das fand auch der Schauspieler aus seiner Perspektive interessant.

 

 

Wie hat sich die Zusammenarbeit beziehungsweise der Kontakt zu den Schauspielern ergeben?

Britta Walkowiak: Ich kenne Michael Kamp aus Schulzeiten. Nach meiner Anfrage konnte er sich gut vorstellen, bei dem Projekt mitzumachen. Es war uns wichtig, dass, wenn wir Schauspieler für dieses Projekt gewinnen können, es echte Profis sein müssen. Die meisten der anderen Schauspieler kannte ich ebenfalls und hatte sie auf der Bühne erlebt. Michael Kamp wusste genau, wen man für Lesungen ansprechen konnte und wie eine Gruppe zusammenzustellen war, die zueinander passt.

 

 

Warum sind es ausgerechnet fünf Schauspieler?

Andreas Willenberg: Das hat sich aus der Textstruktur ergeben. Es sollten laut Prof. Schenke mindestens drei, maximal sechs Sprecher sein. Auch wenn es ein Schauspieler mehr hätte sein können, ist es jetzt mit fünf Sprechern eine große und ausreichende Besetzung.

 

 

Die Lesung dauert zweieinhalb Stunden. Haben Sie die Befürchtung, dass der Abend zu lang werden könnte?

Andreas Willenberg: Wie es letztendlich ankommt, können wir nicht wissen. Aufgrund des Erfahrungsberichts hoffen wir aber, dass es nicht langweilig wird. Es wird sicherlich eine Herausforderung, sicherlich auch schwer – zweieinhalb Stunden zuhören und sitzen ist schwer -, aber wenn mich das wirklich in die Geschichte mitnimmt, kann ich das wie bei einem langen Kinofilm irgendwann vergessen.

Britta Walkowiak: Die Leute, die kommen, bringen ja eine Bereitschaft mit. Wenn sie einmal dabei sind, wird es fesselnd sein. Zwischendurch gibt es aber auch eine Pause und musikalische Einlagen, damit man Luft holen und das Ganze sacken lassen kann. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es bei den allermeisten gut ankommt und sie sich gut darauf einlassen können.

 

 

Was würden Sie sich wünschen, das die Menschen von diesem Abend mitnehmen?

Andreas Willenberg: Zunächst einmal, dass es eine interessante Lebensgeschichte ist, die an vielen Stellen außergewöhnlich ist und anstecken kann. Alles andere hängt auch davon ab, mit welcher Grundeinstellung ich der Person Jesu begegne. Ist das für mich jemand, der prägenden Charakter für mein Leben haben soll, oder ist das für mich einfach nur eine literarische Gestalt? Ich glaube, dass es viel Interessantes zu entdecken gibt.

Britta Walkowiak: Indem ich wirklich einmal das ganze Leben Jesu höre, kann ich gerade auch als Kirchgänger abgleichen, ob das Bild, das ich von Jesus habe, stimmt, ­ gerade auch durch die Teile, die sonst nie im Gottesdienst vorkommen, die also auch die nicht hören, die sehr regelmäßig da sind.

Andreas Willenberg: Der dritte Punkt wäre auch der, dass die Zugangsform eine andere ist. Wenn ich in diesem ganzen Leben meine Emotionen mehr angesprochen fühle, dann kann mir Jesus als Mensch und als Person, wie er im Evangelium dargestellt ist, näherkommen.

 

 

Mit welcher Erwartungshaltung gehen Sie an den Abend der Lesung?

Andreas Willenberg: Wir freuen uns auf den Abend. Auch wir sind in der gespannten Erwartung wie die anderen Gäste. Wir wissen, dass der Abend gut erarbeitet ist und dass uns da etwas begegnet, das wir zuvor nie erlebt haben. Wir erwarten, dass die Wirkung neu und anders ist und auch unser Interesse noch mal befeuern kann.

Britta Walkowiak: Wir freuen uns, dass wir es den Menschen ermöglichen können, aber ich selbst freue mich auch, dass ich das miterleben kann und die Chance habe, das Evangelium auf diese Weise zu hören.

 

 

Weitere Informationen

An dem Abend lesen die Schauspieler:innen Monika Bujinski, Hella-Birgit Mascus, Harald Schwaiger, Jürgen Hartmann und Michael Kamp, der zudem künstlerischer Leiter ist. Als Grundlage dient die Übersetzung des Neutestamentlers Prof. Dr. Ludger Schenke, der am 30. September ebenfalls zu Gast sein wird und gebürtiger Bottroper ist. Die Lesung beginnt um 18.30 Uhr im Ludgerushaus, Ludgeristraße 4. Karten sind für den Preis von 10 Euro im Pfarrbüro zu bekommen.

Katholische Pfarrei

Propstei St. Cyriakus

  

Kirchplatz 2 - 3

46236 Bottrop

 

Pfarrbüro

Tel.: 02041/ 6902 12

Fax: 02041/ 6902 23

E-Mail: pfarrbuero(at)st-cyriakus.de

Di. und Do.    15.00 - 17.00 Uhr

Mi. und Fr.       9.00 - 12.00 Uhr